Leben mit Typ-1-Diabetes ohne Leistungsdruck

Einfach normal leben mit Typ-1-Diabetes

Social Media im Zusammenhang mit Diabetes spielt für viele eine recht große Rolle. Dort gibt es oft hilfreiche Tipps & Tricks, kleine Anregungen, Rezepte, Hinweise auf neue Tools und vieles mehr. Ich will den Wert dieser Medien gar nicht schmälern, auch ich bediene mich ihrer und finde dort manchmal wirklich hilfreiche Dinge.
Und jetzt kommt, wie zu erwarten war, das große ‚Aber‘

Manchmal denke ich, Social Media zeigt nur zwei Arten von Menschen mit Typ-1-Diabetes:
Die einen sind wahre Superhelden. Sie laufen Marathons, fahren mit dem Fahrrad quer durch Länder, reisen um die Welt und posten strahlend ihre perfekten Glukosekurven.
Die anderen berichten von sehr schweren Zeiten – häufige Unterzuckerungen, Werte weit unter 50 mg/dl, Panikattacken bei Hypos, Krankenhausaufenthalte.

Und dann bin da ich.
Ich lebe irgendwo dazwischen. Kein Marathonläufer, aber auch kein Dauerpatient. Ich habe gute und schlechte Tage – und das ist völlig okay.


Der Druck von außen – und wie ich ihn loslasse

Es gibt Momente, da erwische ich mich beim Vergleichen.
Wenn ich ein Foto sehe von jemandem, der mit Diabetes auf einem Berggipfel steht, nach einer 6-stündigen Wanderung, dann denke ich kurz: „Das werde ich nie schaffen.“

Aber dann erinnere ich mich: Das ist auch gar nicht mein Ziel.
Ich bin stolz, wenn ich an einem Sonntag mit dem Rad zum See fahre und zurück – ohne dass mein Blutzucker völlig verrückt spielt. Oder wenn ich es schaffe, nach einem stressigen Arbeitstag noch eine halbe Stunde spazieren zu gehen.

Ich habe gelernt: Mein Diabetes-Alltag muss nicht aussehen wie der von anderen.


Social-Media-Perfektion ist nicht mein Maßstab

Perfekte Glukosekurven sehen schön aus – diese fast geraden Linien, die über 24 Stunden laufen. Aber die Realität ist oft, wenn nicht gar meistens, wesentlich chaotischer.

Es gibt Tage, da klappt alles: Ich berechne mein Essen richtig, spritze pünktlich, und meine Werte bleiben stabil.
Und es gibt Tage, da habe ich eine Besprechung, vergesse meine Korrektur, esse dann zu spät – und schwupps, bin ich zu hoch.

Früher war ich über meine ‚Fehlleistung‘ oft verärgert, wenn meine Kurve „zackig“ aussah und meine TIR sich verschlechterte. Heute weiß ich: Das ist normal. Ich bin kein Messgerät, sondern ein Mensch.


Hypos – ernst nehmen, aber nicht in Panik verfallen

Ich erinnere mich an eine Situation im Supermarkt:
Ich stand vor dem Joghurtregal und merkte plötzlich, wie mir schwindelig wurde. Der Blick verschwamm, die Hände wurden feucht – typische Hypo-Anzeichen.
Ich habe ruhig Traubenzucker genommen, mich kurz hingesetzt und abgewartet. Kein Drama, kein „Selfie mit verschwommenem Blick“ für Instagram – einfach nur Selbstfürsorge.

Natürlich sind Unterzuckerungen ernst. Aber Panik hilft nicht. Und ja, das musste ich über einen (vielleicht zu langen) Zeitraum lernen. Und ich scheitere auch heute noch manchmal daran.
Aber, ich habe meistens meine Routine: Messen, Kohlenhydrate nehmen, warten, weiterleben.


Meine Mitte – und warum ich sie mag

Ich habe keine extremen sportlichen Ziele. Aber ich möchte fit bleiben, meine Werte im Blick haben und mit Hypoglykämien gut umgehen können.

Das kann (muss aber nicht) bedeuten:

  • morgens vor der Arbeit eine Runde mit dem Rad fahren
  • im Urlaub gemütlich durch eine Stadt in Bayern schlendern, ohne ständig auf die Uhr zu schauen Pusteblume
  • spontan mit Freunden essen gehen – und das Insulin so gut wie möglich anpassen

Manchmal läuft’s perfekt, manchmal nicht. Aber das ist mein Leben – und es funktioniert. Und jeder der mit Diabetes Lebt sollte seinen eigenen Weg finden damit umzugehen.


Fazit: Normal reicht

Einfach ein ganz normaler Mensch mit Diabetes zu sein – das reicht oft schon.
Und wenn ich irgendwann doch mehr will? Dann weiß ich, dass es Möglichkeiten gibt. Aber ich weiß auch: Ich muss nicht erst einen Marathon laufen oder eine perfekte Glukosekurve haben, um ein erfülltes Leben zu führen.

Und das Abseits von allen Social Media Zwängen!

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