Hast du schon mal das Gefühl gehabt, dein Tag hat einfach zu viele Aufgaben? Menschen mit Typ-1-Diabetes kennen dieses Gefühl nur zu gut. Denn ein einziger Tag mit Diabetes fühlt sich oft an wie vier volle Tage in einem – wie 96 Stunden in 24 Stunden.
Warum? Weil der Körper nicht mehr selbst für den Blutzucker sorgt. Das bedeutet: der Mensch muss selbst übernehmen – rund um die Uhr, jeden Tag, ein Leben lang.

Die ersten 24 Stunden: Insulin – das Lebenselixier
Ohne Insulin kann ein Mensch mit Typ-1-Diabetes nicht überleben. Weil die Bauchspeicheldrüse kein eigenes Insulin mehr produziert, muss es von außen kommen.
Das bedeutet:
- Insulin berechnen
- Pumpe bedienen oder Insulin spritzen
- Basalrate anpassen (bei Pumpentherapie)
- Bolus für Mahlzeiten geben
- Korrekturen bei zu hohen Werten setzen
Das alles muss mehrmals am Tag passieren – und auch in der Nacht. Es ist kein „Mal eben“-Job. Es ist lebensnotwendig.
Die zweiten 24 Stunden: Pieksen, Schmerzen und Alarme
Viele Menschen mit Diabetes tragen ein CGM-System (ein Sensor misst den Zucker im Gewebe) oder scannen mit einem FGM-System.
Aber: Das bedeutet nicht weniger Arbeit – sondern oft mehr Stress:
- Alarme, wenn der Zucker zu hoch oder zu niedrig ist
- Stechen, wenn der Sensor oder Katheter neu gesetzt werden muss
- Bluten, weil die Haut ständig belastet wird
- Quetschungen oder blaue Flecken
- Hautreizungen durch Pflaster oder Kleber
- Und immer wieder: Hypo (Unterzucker) und Hyper (Überzucker)
Diese körperlichen Belastungen tun weh – manchmal im Körper, manchmal in der Seele.
Die dritten 24 Stunden: Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle
Der Blutzucker will ständig im Auge behalten werden.
Das bedeutet:
- Regelmäßig Werte prüfen
- Trends erkennen (steigt oder fällt der Wert?)
- Reaktionen planen (Essen? Insulin? Bewegung?)
- Daten auswerten (manuell oder mit Apps)
Diese Kontrolle hört nie auf. Auch wenn man müde ist, gestresst, traurig oder einfach nur leben will – Diabetes macht keine Pause.
Die vierten 24 Stunden: Rechnen, Planen, Denken
Essen ist nicht einfach essen.
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist jede Mahlzeit eine mathematische Aufgabe:
- Wie viele Kohlenhydrate hat das Essen?
- Wie viel Insulin brauche ich dafür?
- Habe ich mich heute bewegt?
- Habe ich Stress?
- Bin ich krank?
All das beeinflusst den Blutzucker – und muss ständig mitgedacht werden.
Auch Getränke, Snacks, Süßes oder einfach nur ein Apfel? Ja – alles muss berechnet werden.
Was bleibt? Wenig Zeit für Pausen
Diese 96 Stunden sind nicht aufgeteilt.
Sie finden alle gleichzeitig statt – jeden Tag, jede Nacht.
Menschen mit Typ-1-Diabetes sind:
- Pflegepersonal
- Mathe-Genies
- Ernährungsberater*innen
- Techniker*innen
- Manager*innen
- Und vor allem: müde, aber stark
Was wir daraus lernen können
Wenn du selbst Diabetes hast: Du darfst stolz auf dich sein.
Wenn du jemanden mit Diabetes kennst: Sei geduldig, freundlich und biete deine Hilfe an.
Denn ein Tag mit Typ-1-Diabetes ist niemals nur ein Tag – sondern ein voller, anstrengender Marathon.
Tipp zum Schluss
Gönn dir Pausen – auch wenn der Diabetes keine macht.
Such dir Menschen, die dich verstehen.
Und vergiss nie: Du leistest jeden Tag mehr als manch andere in vier Tagen schaffen.