Wenn die Nacht den Zucker steuert – meine Erfahrungen mit Schlaf und BZ-Chaos
wir reden so viel über Essen, Bewegung, Insulin – aber wie oft denkst du bei deinen Blutzuckerschwankungen an deinen Schlaf?
Ich früher: fast nie.
Bis ich gemerkt habe, dass eine schlechte Nacht mein Blutzuckerchaos am nächsten Tag fast garantiert – ganz egal, wie gut ich „alles andere“ im Griff habe.
Hier sind die wichtigsten Schlaf-Faktoren, die meinen Alltag mit Typ-1-Diabetes beeinflussen – aus meiner ganz persönlichen Perspektive:
24. Schlafqualität
Es gibt Nächte, da schlafe ich acht Stunden – und wache trotzdem gerädert auf.
Und mein Blutzucker? Meist zu hoch.
Warum? Schlechter Schlaf beeinflusst das Nervensystem und die Hormonlage – Stresshormone wie Cortisol steigen, und das wirkt direkt gegen mein Insulin.
Ich tracke meine Schlafqualität mit einer Smartwatch. Wenn die anzeigt „unruhige Nacht“, weiß ich: Heute besser engmaschiger kontrollieren, eventuell die Basalrate leicht erhöhen.
25. Schlafdauer
Zu wenig Schlaf = zu wenig Erholung = gestresster Körper.
Und ein gestresster Körper = höherer Blutzuckerbedarf.
Ich merke das ab ca. 6 Stunden oder weniger deutlich – mein Insulin wirkt weniger gut, Korrekturen sind träge.
Am besten läuft’s bei mir mit 7,5–8 Stunden Schlaf. Weniger bringt meinen Stoffwechsel deutlich ins Wanken – sogar mein Insulinbedarf kann um bis zu 20 % steigen!
26. Schlafmangel
Schlafmangel ist wie Jetlag im eigenen Kopf. Ich bin müder, ungeduldiger – und mein Blutzucker reagiert launischer.
Besonders fies: Ich esse schlechter, habe mehr Lust auf schnelle Carbs – was den BZ wieder hochtreibt. Ein Teufelskreis.
Nach durchzechten Nächten oder stressigem Schlaf nehme ich mir bewusst mehr Zeit für mein Diabetesmanagement – mehr Checks, langsamer essen, kleine Dosen.
27. Jetlag & Schichtarbeit
Die Königsdisziplin.
Ich habe mal einen Langstreckenflug gemacht (Deutschland → USA / USA → Deutschland ), und mein Blutzucker war 48 Stunden lang komplett neben der Spur.
Nicht nur, weil ich wenig geschlafen habe – sondern weil mein ganzer Tagesrhythmus durcheinander war. Insulinempfindlichkeit ist tageszeitabhängig – und wenn „Tag“ plötzlich „Nacht“ ist, kommt selbst das CGM auch mal ins Schleudern.
28. Circadiane Rhythmik (tageszeitabhängige Insulinempfindlichkeit)
Kompliziertes Wort welches auch eine komplexe Situation in deinem Körper abbildet.
Das ist eine Erkenntnis, die mein Diabetes-Management total verändert hat:
Morgens brauche ich mehr Insulin – abends deutlich weniger.
Und das liegt nicht nur am Frühstück oder an Aktivität, sondern an meinem zirkadianen Rhythmus. Die körpereigenen Hormone, besonders Cortisol und Wachstumshormone, sind morgens höher → sie blockieren Insulin.
Fazit
Guter Schlaf ist für mich wie ein Reset-Knopf. Wenn ich erholt bin, läuft mein Blutzucker deutlich stabiler.
Wenn nicht – dann kann selbst der beste Plan scheitern.
Es lohnt sich, Schlaf als Teil des Diabetesmanagements ernst zu nehmen. Nicht nur aus Erholungsgründen, sondern ganz konkret: weil er meine Insulinwirkung beeinflusst.
In Teil 5 der Serie geht’s um ein sehr spannendes Thema: Hormone und Psyche – wie Stress, Emotionen und Monatszyklen den BZ zum Achterbahnfahren bringen können.
Schlaf gut – für dich und deinen Zucker!